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Am Anfang standen zwei Legenden, die über Jahrhunderte
hindurch von Mund zu Mund überliefert wurden:
In einer wird erzählt, wie ein kleiner Chinesenjunge namens Li Tei
Feng während eines heftigen Sturmes voller Entsetzen beobachtete, wie
die größten und stärksten Bäume vom Sturm abgeknickt
oder entwurzelt wurden. Selbst die stärksten und dicksten Äste
brachen unter der Last des Sturmes und fielen kraftlos zu Boden. Nur ein
kleines und dünnes Bäumchen vermochte dem Sturm zu widerstehen:
Unter der rohen Gewalt des Sturmes bog es bescheiden seinen Wipfel bis
hinunter zur Erde. Später, als der Sturm sich legte, richtete es sich
wieder auf und stand da wie zuvor, als hätte es nie einen Sturm
gegeben.
Eine andere Legende berichtet von einem Kirschbaum und einem Weidenbaum im
Winter:
Die biegsamen Äste der Weide gaben unter der Last des Schnees nach.
Die Weide warf den Schnee somit immer wieder ab und bot ihm keinerlei
Angriffsfläche. Die viel kräftigeren, aber starren Äste des
Kirschbaumes hingegen brachen unter der Last des Schnees einfach ab.
Beide Legenden stehen für das Judoprinzip "Siegen durch
Nachgeben"; ob sie letztendlich jedoch zur Entstehung des Jiu-Jitsu
beigetragen haben, ist nicht nachgewiesen.
Eine weitere Erzählung berichtet, wie der Chinese Tsin Gembin um 1650
an der Küste von Hokkaido (japanische Hauptinsel) einigen Samurai in
die Hände fiel. Von ihm erlernten die Samurai eine geheime
Selbstverteidungsmethode, aus der im Laufe der Jahre viele ähnliche
Systeme und Schulen entstanden, darunter auch Jiu-Jitsu. Sie alle
verfolgten das Ziel, einen Stärkeren im Kampf ohne Waffen zu besiegen
und gegebenenfalls töten zu können.
Ursprünglich kannte man in Japan nur wenige waffenlose Kriegskünste, darunter auch die aus China stammende Kunst des Jiu-Jitsu. Die im Mittelalter bedeutende japanische Kriegerkaste der Samurai wurden an den Feudalhöfen in dieser Kampfkunst ausgebildet. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts diese Kunst in Vergessenheit zu geraten drohte, machte der schwäbische Arzt Dr. Erwin Bälz aus Bietigheim (!!!), damals Medizinprofessor an der kaiserlichen Universität in Tokio, den jungen Studenten Jigoro Kano auf das alte Jiu-Jitsu aufmerksam. Kano entwickelte aus dem Jiu-Jitsu das heutige Judo. Er verzichtete dabei auf gefährliche und schmerzhafte Techniken und schuf somit eine neue, für den fairen sportlichen Wettkampf geeignete Sportart.
Nach dem russisch-japanischen Krieg kamen 1906 zwei japanische Kreuzer zu einem Flottenbesuch nach Kiel. Bei dieser Gelegenheit wurden dem deutschen Kaiser Wilhelm II. asiatische Nahkampftechniken vorgeführt. Wilhelm II. ließ daraufhin einen japanischen Jiu-Jitsu-Lehrer für die Militärturnanstalt in Berlin engagieren. Teile des deutschen Militärs und der deutschen Polizei wurden fortan auch in Jiu-Jitsu ausgebildet. Einer der Jiu-Jitsu-Schüler war Erich Rahn ("Meister der tausend Griffe"). Er gründete noch 1906 in Berlin die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule. Der bekannteste Schüler Rahns war Alfred Rhode. Dieser gründete in den frühen Zwanzigern die ersten Judo-Clubs in Deutschland, 1932 die internationale Judo-Sommerschule und den Deutschen Judo-Ring. Bis zum Kriegsende 1945 erfuhr der Judosport in Deutschland eine steile Aufwärtsbewegung. Durch ein kurioses Gesetz der Besatzungsmächte wurden alle Kampfsportarten in Deutschland von 1945 bis 1948 verboten. 1952 gründete Alfred Rhode dann das Deutsche Dan Kollegium (DDK). Seither ist der Name Rhode als "Vater des Judosports" untrennbar mit dem deutschen Judo verbunden. Der Judosport erfreut sich seither einer ständig wachsenden Beliebtheit.
In Möglingen gibt es seit 1973 eine Judoabteilung im TV-Möglingen. Erwachsenentraining findet mangels Beteiligung seit einigen Jahren nicht mehr statt, die Teilnahme am Kinder- und Jugentraining schwankt, in Spitzenzeiten wurden bis zu 40 Kinder und Jugendliche in 3 Gruppen trainiert.
Mehr Informationen über Judo findet sich in der Wikipedia.
© Gerald Stempel, letzte Aktualisierung am 24.06.2009